Kurz vor Weihnachten hat Dorothea H. alle Weihnachtsgeschenke für ihre Lieben zusammengetragen. Dafür war die rüstige Rentnerin in den letzten Wochen mehrfach in der Innenstadt, um ja alle Wünsche erfüllen zu können. Des einen Freud ist bekanntlich des anderen Leid. Ihr Hausarzt warnt Sie immer wieder vor zu viel Stress aufgrund Ihres chronisch hohen Blutdruckes. Frau H. sitzt dennoch zufrieden mit einer Tasse Tee in der Hand neben Ihrem Adventskranz und genießt still die Zeit, als Sie plötzlich einige Blutstropfen auf Ihrer Bluse entdeckt.
Zusätzlich schmeckt Sie Blut an Ihrer Oberlippe und in Ihrem Mund. Frau H. geht ins Badezimmer und lässt, ihren Kopf über das Waschbecken gebeugt, zunehmend Blut aus ihrer Nase abtropfen. Nachdem bereits 15 Minuten vergangen sind und die Blutung nicht enden möchte, macht Frau H. sich Sorgen und wählt den Notruf.
Unter einer sogenannten Epistaxis versteht man den spontanen Austritt von Blut aus einem oder beiden Nasenlöchern. Zu dieser unangenehmen, aber zumeist erfreulicherweise nicht lebensbedrohlichen Blutung kommt es häufig. Geraten sie nicht in Panik, oft helfen einfache Maßnahmen. Grund für die, vergleichsweise stärkere, Blutung ist das dichte Netz an Blutgefäßen in der Nasenschleimhaut.
Betroffene nehmen meist lebenswichtige, blutverdünnende Medikamente wie Aspirin etc. ein oder leiden an erhöhtem Blutdruck. Gelegentlich kann Nasenbluten auch während einem grippalen Infekt oder einer banalen Erkältung durch die Entzündung der Schleimhäute und übermäßigem Gebrauch von abschwellenden Nasensprays entstehen. Trockene Umgebungsluft, begünstigt durch die Heizperiode im Winter, beeinträchtigt die empfindlichen Nasenschleimhäute überdies.
Eine Alltagssituation für Notfallsanitäter Sebastian Poppe. „Unbedingt sollte das Schlucken des Blutes vermieden werden, der Körper reagiert mit Übelkeit und Erbrechen auf verdautes Blut.“ „Dafür sollte sich der Betroffene nach vorne beugen und das Blut in ein Gefäß oder wie genannt das Waschbecken ablaufen lassen. Ein kalter Umschlag im Nacken unterstützt die Blutstillung“, rät Poppe weiter. Zur Not nehmen Sie irgendetwas aus der Tiefkühltruhe, gefrorene Tagliatelle mit Lachs und mediterranem Gemüse eignen sich da ebenso.
Auch kräftiges, mehrminütiges Zusammendrücken der Nasenflügel kann zum Erfolg führen. Vermeiden sie danach aber unbedingt einige Stunden auf das Schnäuzen oder andere Manipulation. Um erneute Blutungen zu vermeiden, sollte man die Schleimhäute überdies mit entsprechenden Cremes pflegen.
Bei anhaltenden Beschwerden übernimmt ein HNO-Arzt die weitere Versorgung. Möglicherweise muss die betroffene Stelle verödet werden, um die Blutung zu stillen. Der Blutdruck sollte ebenfalls kontrolliert werden.
Nasenbluten zählt zu den häufigsten Notfällen in HNO-Praxen. Kein Wunder, denn meistens sieht es auch gefährlich aus. Nach Angaben des statistischen Bundesamtes führt Nasenbluten jährlich im Schnitt zu rund 20.000 stationären Aufenthalten. Ein Großteil der Patienten nimmt dabei Blutverdünner ein. Und – jetzt kommt die gute Nachricht – bundesweit versterben jährlich, so eine Zahl aus dem Jahr 2015, nur ein Handvoll Menschen daran. Besonders betroffen sind hierbei Kinder und Menschen ab fünfzig Jahren.
Übrigens, Blutflecken in Textilien und Stoffen kann man hervorragend mit Aspirin und kaltem Wasser vorbehandeln!