Christian S. ist leidenschaftlicher Motorradfahrer und genießt „seine Tour“ nach Feierabend durch die Stauden im Augsburger Land. Einfach mal abschalten und neue Gedanken fassen.
An diesem Abend kommt alles anders. Christian fährt seine Hausstrecke, sieht etwas im Augenwinkel, wird abgelenkt, stürzt und rutscht mit der Maschine in den Graben. Ein stechender Schmerz im linken Unterschenkel und Christian wird schwarz vor den Augen.
Regina K. kommt als Ersthelferin zusammen mit ihrem Mann als erste an die Unfallstelle. Christian K. reagiert nicht auf Ansprache und auf ein Rütteln an der Schulter zeigt er auch keine Reaktion. „Er ist nicht ansprechbar, der Helm muss runter“, sagt Regina zu ihrem Mann, der inzwischen die Unfallstelle abgesichert hat und den Notruf gewählt hat. „Moment“, sagt er, „verschlimmern wir dadurch nicht etwa eine Verletzung im Halswirbelbereich?“
Thomas Haugg, Mitglied bei der BRK-Motorradstreife und Notfallsanitäter, erklärt, dass sich bei Motorradunfällen die häufigsten Verletzungen in den unteren Extremitäten, also Fuß, Unter- und Oberschenkel bis zum Becken, sowie Hände und Arme abspielen. Die Halswirbelsäule spielt mit rund 2% eine untergeordnete Rolle. „Hier überwiegt der Unfallmechanismus, denn bei einem Sturz spielen folgende Faktoren eine Rolle, die sich gegenseitig bedingen: Kopfschmerz, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen. Das Erbrechen in einem geschlossenen Helm kann hierbei tödlich sein. Daher runter mit dem Helm bei einem bewusstlosen Motorradfahrer“, so Haugg.
Regina K. reagiert richtig und beginnt schonend mit den folgenden Maßnahmen:
Ist der Helm abgenommen und die Atemwege sind frei, kann der Motorradfahrern entweder vorsichtig und achsengerecht in die stabile Seitenlage gebracht, oder unter ständiger Kontrolle der Atmung und Kreislauf in Rückenlage so belassen werden. Legen Sie in diesem Fall irgendetwas unter den Nacken des Betroffenen, bspw. eine Jacke. Dies verhindert ein Zurücksinken des Kopfes, eine Verschlimmerung von Verletzungen an der Halswirbelsäule werden so vermieden.
Motorradunfälle passieren meist im Frühjahr und im Herbst zum Saisonende.
Für Thomas Haugg erklärt sich das wie folgt: Im Frühjahr ist man noch „eingerostet“ und setzt sich nicht mit dem gleichen Gefühl für das Motorrad drauf, wie man im Vorjahr zum Saisonende abgestiegen ist.
Ein Fahrsicherheitstraining zu Beginn der Saison ist gut angelegte Zeit. Bei Saisonende wiederum fühlt man sich fit, glaubt man kann fahren und hier spielt uns oft die Sonne einen Streich. Die Sonne steht im Herbst sehr früh schon tief und wenn der Motorradfahrer sie im Rücken hat, leuchtet sie das Sichtfeld optimal aus. Der Fahrspaß wird mehr, man überschätzt sich und die Maschine. Der Gegenverkehr wird aber geblendet und übersieht schlimmstenfalls den abbiegenden Motorradfahrer.
Daher der Leitsatz „Wenn Du gut siehst, wirst Du schlecht gesehen, daher Vorsicht!“