Sonnenstich

Es ist sehr sonnig und bei 31 Grad kommt der 71-jährige Karl-Heinz ganz schön ins Schwitzen, als er in Augsburg an einer Stadtführung teilnimmt. Schon nach kurzer Zeit fühlt er sich ein wenig schlapp, es entwickeln sich langsam Kopfschmerzen, die in den Nacken ausstrahlen und ihm ist ein wenig übel. Er versucht, Wasser zu trinken, kämpft aber gegen den Brechreiz. Die Stadtführerin, eine ehrenamtliche Mitarbeiterin des BRK, erkennt die Situation sofort und alarmiert den Rettungsdienst.

Daniela Brandl

Was ist passiert? Ein Sonnenstich entsteht bei längerer, direkter Sonneneinstrahlung auf den ungeschützten Kopf. Die sensiblen Hirnhäute, die das Gehirn umgeben, es schützen und versorgen, werden gereizt. Daher kommt es zu Symptomen wie Übelkeit, Schmerzen, Bewusstseinsstörungen, Unruhe und Schwindel, charakteristisch jedoch eine Nackensteifigkeit. Diese ist vielen bei der Meningitis (Hirnhautentzündung) bekannt, die ebenfalls die Hirnhäute betrifft. Außenstehenden fällt der hochrote, heiße Kopf und die sogenannte Wesensveränderung auf.

Den Kopf schonend herunterkühlen

Die Stadtführerin tut jetzt das einzig Richtige: Sie bringt den 71-Jährigen in den Schatten und setzt ihn dort auf einen Stuhl. Der Oberkörper sollte erhöht sein. Der Notruf wurde bereits von anderen Teilnehmern abgesetzt. Vom Restaurant gegenüber lässt sie einige feuchte Geschirrtücher bringen, um den Kopf des Betroffenen schonend herunter zu kühlen. Maßnahmen, die laut Daniela Brandl, Notfallsanitäterin beim Bayerischen Roten Kreuz, in dem Moment wichtig sind und von jedem durchgeführt werden können. „Des Weiteren bietet sie nicht zu kaltes Trinkwasser an, um der sogenannten Dehydratation, also der Austrocknung, entgegenzuwirken. Da das zentrale Nervensystem hier betroffen ist, ist es wichtig, das Bewusstsein und die Atmung regelmäßig zu überwachen“, so Brandl. „Sollte der Betroffene das Bewusstsein verlieren, muss unter Kontrolle der weiterbestehenden Atmung die stabile Seitenlage angewendet werden.“

Der gesamte Körper kann überhitzen

Ist der Rentner länger den hohen Temperaturen ausgesetzt, dann gebe es keine Möglichkeiten zum Regulieren der Körpertemperatur. „Dann droht eine weitere kritische Situation, der Hitzschlag. Hier ist nicht nur der Kopf, sondern der gesamte Körper durch die Hitzeeinwirkung betroffen“, erklärt Brandl. Gründe sind unpassende Kleidung, zu geringe Trinkmenge und körperliche Anstrengung in sehr warmer Umgebung. Der gesamte Körper überhitze und könne durch Schwitzen nicht heruntergekühlt werden. Die Körpertemperatur steige, ähnlich wie bei Fieber, auf über 40 Grad, die Haut werde trocken und gerötet, das Herz schlage schneller und der Blutdruck sinke, es entwickelten sich klassische Kreislaufbeschwerden. Es drohen Bewusstlosigkeit und sogar Krampfanfälle. „Darum ist dann die stabile Seitenlage nach dem Notruf das Mittel der Wahl, der Betroffene muss entkleidet, am ganzen Körper vorsichtig gekühlt und klinisch behandelt werden“, so Brandl.

Babys benötigen besondere Aufmerksamkeit

Übrigens: Zehn bis 20 Prozent der Betroffenen versterben an einem Hitzschlag. Babys und (Klein-)Kinder sind laut BRK wegen geringerer Kopfbehaarung, der dünneren Schädeldecke und der geringeren Möglichkeit, ihren Wärmehaushalt zu regulieren, stärker und schneller betroffen als Erwachsene. Brandl: „Achten Sie dementsprechend auf Symptome wie Unruhe, Verwirrtheit oder Kopfschmerzen, die meist erst dann auftreten, wenn der Sonnenstich bereits eingetreten ist“. Und: „Tragen Sie zum Schutz locker sitzende, luftdurchlässige Kleidung und eine Kopf- und Nackenbedeckung. Trinken Sie ausreichend und vermeiden Sie Überanstrengung bei heißen Temperaturen“.